Abflug von Surabaya auf Java nach Lombok
Nach einer kurzen Nacht mit schlechtem Schlaf wachte ich verspätet in meinem Hotelzimmer in
Yogyakarta auf. Das Hotel hatte meinen Weckruf vergessen. Es ging sich zwar alles aus, aber mit der Ruhe war es vorerst vorbei. Es war der 15. Dezember und am Programm standen meine Flüge von Yogyakarta nach
Surabaya auf Ost-Java und der Weiterflug auf die Insel
Lombok, die ein Stück östlich von
Bali liegt. Ich war auch froh, wieder unabhängig zu sein, und meine beiden Begleiter verabschieden zu können, die mich nicht begeistert hatten. Die Reise auf Java war zwar aufschlussreich und teils auch spektakulär, doch das Verhalten meines Guides und Fahrers war unterklassig. Kurz vor der Verabschiedung um sieben Uhr früh am Flughafen verlangte der freche Guide noch einen vollen Tagessatz von mir. Mir war schon aufgefallen, dass der Fahrer den Kofferraum nicht öffnete. So machte ich den Deckel selber auf und hob meinen Koffer heraus. Die einzige Leistung des Tages blieb, mich ca. dreißig Minuten zum Airport zu bringen. Hätte ich das vorher gewusst, dann hätte ich die beiden bereits am Vortag nach Hause geschickt und wäre per Taxi zum Flughafen gefahren. Wir diskutierten kurz, doch es war mir zu riskant, hier alleine auf weiter Flur Gegner zu erzeugen. Schließlich bezahlte ich und vergaß die beiden. Einen Gast seines Landes, der viel Geld im Heimatland des Reiseführers ausgibt, so auszunehmen, wie die beiden dies taten, war letztklassig und zeugte nur von der mangelnden Fähigkeit mit Menschen umzugehen, was mir ohnehin schon während der gesamten Reise aufgefallen war. Ich musste im Nachhinein auch feststellen, dass ähnliche Vorgangsweisen in Indonesien öfters an der Tagesordnung gestanden hatten.
Die beiden Flüge klappten anstandslos, wobei ich in Surabaya eine zweistündige Wartezeit abzusitzen hatte. Zwischendurch durchflogen wir einige heftigere Turbulenzen und je näher wir Lombok kamen, desto dichter wurde die Wolkendecke. Nur zwischen Bali und Lombok gab es ein kurzes Sonnenfenster. Beim Landeanflug auf Lombok konnte ich die vielen Reisfelder und eine Unzahl von Moscheen erkennen. Es regnete heftig und der Empfang war dadurch getrübt. Das hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt, obwohl ich natürlich schon wusste, dass Regenzeit herrschte. Mit dem Taxi ging es an die Westküste nach
Senggigi, wobei der Regen stark blieb. Ich begann bereits, Unangenehmes zu ahnen. Für die ersten drei Tage hatte ich das
Sheraton-Hotel in einem Spezialangebot des Internets gebucht und war zumindest in diesem Bereich auf der sicheren Seite. Es war allerdings bei weitem kein Fünfsternhaus wie angepriesen, aber mehr als gut genug, und ich war soweit zufrieden. Abends testete ich das Fitnesscenter, bevor ich erschöpft ins Bett fiel.
Die Provinz
Nusa Tenggara umfasst den indonesischen Teil der
Kleinen Sunda-Inseln und erstreckt sich östlich von Java. Nusa Tenggara bedeutet auf indonesisch „Südostinseln“ und die größten davon sind Bali, Lombok, Sumbawa, Flores und Timor. Nicht dazu gehört Osttimor, das seit dem Jahr 2002 ein eigener Staat ist.
Frühstück im Sheraton Hotel in Senggigi
Lombok weist eine Fläche von 4.725 Quadratkilometern auf und hat mehr als drei Millionen Einwohner. Die administrative Hauptstadt ist
Mataram und liegt im Westen nicht weit vom Touristenhauptort Senggigi entfernt. Die Bevölkerung setzt sich aus 85 Prozent
Sasak, 10-15 Prozent Balinesen und einigen kleinen Minderheiten zusammen. Die Sasak sind ethnisch und kulturell eng mit den Balinesen verwandt. Seit dem 16. Jahrhundert herrscht auf Lombok der Islam in seiner überwiegend orthodoxen Form vor (Quelle: Wikipedia).
Nach der ersten Nacht auf Lombok war ich gut ausgeschlafen und konnte in Ruhe das im Internet so gepriesene Frühstück des Sheraton-Hotels angehen. Angeblich brauchte man eine Woche, um das gesamte Buffet wirklich kennen zu lernen und durchzukosten. Ich war jedenfalls gespannt und brachte den entsprechenden Hunger mit. Besonders erfreulich war, dass man bis elf Uhr vormittags dazu Zeit hatte. Das Restaurant lag innerhalb eines schönen Gartens mit Pool und nur wenige Meter vom Meer entfernt. Dennoch stellte das Areal keinen Traumbadeplatz dar, wie ich ihn dann und wann in Thailand kennen gelernt hatte. Ich nahm an einem Tisch Platz und bestellte meine Getränke. Das Buffet war reichlich und gut, aber keineswegs außergewöhnlich oder besonders lobenswert. Fast alle warmen Hauptspeisen waren Fleischgerichte, für mich als Vegetarier gab es nur eine relativ kleine Auswahl, was sehr enttäuschend war. Alles in allem wurde ich natürlich supersatt, doch von der großen beschriebenen Abwechslung war man weit entfernt. Auch die Qualität hätte besser sein können.
Schutz in einem Hotel bei tristem Dauerregen
Mein erster Weg in einem neuen Ort war häufig jener zum Motorbike-Verleih. Ich hatte schon vorher gehört, dass es in Senggigi recht einfach sein sollte, ein Bike zu bekommen und so war es dann auch. Nach nur wenigen Metern blieb ich beim ersten Verleih stehen und wir wurden sofort handelseins. Ich erhielt ein schönes relativ neues Bike und konnte gleich losfahren. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Keine zehn Minuten später brach ein heftiger Dauerregen herein. Ich war gerade am Weg nach Norden und blieb einfach irgendwo an einer geschützten Einfahrt stehen. Es handelte sich um den Lieferanteneingang eines größeren Hotels und die Menschen dort waren freundlich, sodass ich bleiben konnte. Viele Leute gingen aus und ein und wollten sich mit mir unterhalten. Schließlich schaute ich mir sogar ein Zimmer an, doch es passte für mich nicht wirklich, obwohl die Lage nicht schlecht war. Der Regen hörte nicht auf. Man bastelte für mich einen Plastiküberhang, sodass ich wenigstens den Weg zurück in mein Hotel fahren konnte. Leider kündigte sich ein Problem an, da mein Hotel voll gebucht war und ich nicht verlängern konnte. Durch den Dauerregen war es nicht möglich, neue Häuser anzusehen. Das bevorstehende Weihnachtsfest warf was die Buchungssituation betraf leider seine Schatten voraus.
Blick auf Gili Trawangan und Gili Meno
Am nächsten Morgen fand ich überraschenderweise sofort ein neues Hotel und hatte damit vorerst eine Sorge weniger. Es lag glücklicherweise direkt gegenüber dem Sheraton, sodass der Umzug leicht von Statten gehen sollte. Die zweite positive Überraschung war, dass es keinen Regen gab. Diese Chance musste ich nutzen und setzte mich sofort auf mein Bike. Ich fuhr wieder Richtung Norden. Erstes Ziel war der Fährhafen
Bangsal zu den drei kleinen
Gili-Inseln vor Lombok. Teilweise schien die Sonne, was die Stimmung gleich anhob. Die Straße führte über Kuppen entlang der Küste auf und ab. Ich sah eine Reihe schöner Buchten mit dunkelblauem Wasser. Strandleben oder eine Infrastruktur waren nicht zu bemerken. Vom etwas höheren
Puri Malimbu Hügel genoss ich eine schöne Sicht auf das Wasser. Dann tauchten nacheinander die Gili-Inseln in der Ferne auf. Auch ein feiner Anblick, überhaupt, wenn die Sonne schien. Der schmuddelige Fährenort Bangsal gefiel mir weniger. Hier hatten Schlepper und Ramschverkäufer Hochsaison und ich suchte das Weite. Ich war eigentlich auch auf der Suche nach einem geeigneten Baderesort und fuhr noch ein Stück weiter in den Norden. Da gab es zwar ein paar Anlagen, doch die Preise lagen soweit im Fantasiebereich, dass ich beim besten Willen nicht zuschlagen wollte. An die 300 US-Dollar pro Nacht für einen mäßigen Strand, das war aberwitzig. Doch es schien genug Dumme zu geben.
Ausflug ins Landesinnere über den Pusuk Pass
Daher entschied ich mich für eine Rundfahrt ins Landesinnere. Die Abzweigung führte auf den
Pusuk Pass vorbei an Reisfeldern und am sogenannten
Monkey Forest, wo Affen auf und neben der Straße herumspielten. Bald kam ich zu einem schönen Aussichtspunkt, von wo aus ich auf das Meer sehen konnte. Leider trübte es sich bergwärts rasch ein und Regengefahr kam auf. Nach der Passhöhe stürzte ein kleiner Wasserfall neben der Straße in die Tiefe. Er führte gerade viel Wasser, da es die letzten Tage ausgiebig geregnet hatte. Auf der kleinen Straße herrschte leider sehr viel Verkehr, doch ringsum war eine ganze Reihe von Naturschönheiten zu bewundern. In einem Flussbett hatte sich eine kleine Insel gebildet, was sehr idyllisch wirkte. Dann kam ich an einigen Dörfern vorbei, in denen sofort die Moscheen ins Auge fielen. Grün war offensichtlich eine Lieblingsfarbe der Muslime, denn viele Kuppeln und Minarett-Spitzen waren in dieser Farbe gehalten. Mit ein wenig Glück fand ich später die richtige Abzweigung nach Senggigi und kehrte nach knapp zwei Stunden Besichtigungstour über die kleine Stadt
Ampenan an meinen Ausgangsort zurück. Bevor ich ins Hotel abbog, besuchte ich noch die Leute von der Agentur und dem Bike-Verleih. Auf diese Weise schloss ich Bekanntschaften und erhielt neue Informationen.
Moschee in einem Ort nach dem Pusuk Pass
Am 18. Dezember nach dem Frühstück musste ich den Umzug vom Sheraton in das gegenüber auf einem Hügel liegende Resort bewerkstelligen. Der Hotelbus brachte freundlicherweise mein Gepäck an die neue Adresse. Während ich leider noch aufs Zimmer warten musste, verlängerte ich zwischenzeitlich den Mietvertrag für mein Motorbike. Ich erkundigte mich erneut nach einem anderen Hotel, da ich auch auf der neuen Adresse nur zwei Tage bleiben konnte. Der Aufenthalt in Senggigi entwickelte sich zum Fleckerlteppich. Ständig musste ich nach neuen Bleiben Ausschau halten und verlor damit eine Menge Zeit. Nach einem kurzen Test des Internets buchte ich dann bis zum 28. Dezember das Sunset House direkt am Strand mit einem netten Garten. Im neuen Resort war ich sofort am ersten Tag gänzlich unzufrieden, weil das Internet nicht funktionierte. Ich war richtig sauer, denn beim Testen war es gut gegangen. Die meisten Häuser hatten labile, schwache Systeme und investierten nichts in das Internet. Nur so konnte ich mir erklären, dass es einmal ging und das andere Mal aussetzte. Die Kundenzufriedenheit und der Dienst am Kunden spielten hier keine wesentliche Rolle. Wichtig war bloß, dass der Gast den verlangten Preis bezahlte, egal ob alle Versprechen erfüllt waren oder nicht. Abend setzte heftiger Regen ein, sodass meine Ausfahrt zum Verleih leider ausfallen musste. Mein Aufenthalt auf Lombok begann sich langsam zu einer Art Plage auszuwachsen.
Hindutempel Pura Batu Bolong in Senggigi
Leider hatte ich am nächsten Morgen eine unangenehme Diskussion mit den inkompetenten Mitarbeitern meines Hotels an der Rezeption wegen des Internets. Es funktionierte entweder gar nicht oder so schlecht, dass ich nicht damit arbeiten konnte. Sie versprachen alles Mögliche, taten aber in Wirklichkeit nichts. Das war eine typische Haltung dieser Menschen, um Probleme zu umschiffen.
Ich unternahm einen weiteren Versuch, zu den
Wasserfällen im Norden von Lombok zu fahren. Kaum einen Kilometer unterwegs, setzte wieder starker Regen ein, es war einfach zum Verzweifeln. Auf dieser Insel konnte man nichts unternehmen zu dieser Zeit. Unter dem schützenden Dach eines alten Verkaufsstandes wartete ich auf Besserung, die aber nicht kam. Als die Niederschläge ein wenig nachließen, fuhr ich mit dem Regengewand das kurze Stück wieder zurück ins Hotel. Dort hatte ich erneut Diskussionen wegen des Internets. Es wurde auf der Verkaufswebsite des Resorts als funktionierend ausgelobt, doch das Gegenteil war der Fall. Die ganze Argumentation lief darauf hinaus, dass die Mitarbeiter einen mündigen Kunden einfach für blöd verkaufen wollten. Den betroffenen Hotelangestellten fehlte auch jegliche Ausbildung, um mit so einer Situation umgehen zu können. So etwas wäre in Österreich undenkbar gewesen. Der Regen hielt fast den ganzen Tag an. Erst am späten Nachmittag klarte es ein wenig auf und ich konnte noch einen kurzen Ausflug unternehmen.
Schöne Lage des Hindutempels Pura Batu Bolong direkt am Meer
Rund zwei Kilometer vom Zentrum Senggigis entfernt liegt im Süden
Pura Batu Bolong. Diese kleine Hindu-Tempelanlage wäre eigentlich sehr nett anzusehen gewesen, wenn nicht alles rundherum so untragbar schmutzig gewesen wäre. Auf den insgesamt vierzehn Altären und Tempeln hinterlegt die balinesische Hindu-Gemeinschaft ihre Opfergaben. Über steile Stufen kann man zuerst auf eine Anhöhe steigen und gelangt über ein offenes Portal zum ersten kleinen Altar. Von dort aus konnte ich auch den schönen von Wolken umringten Vulkankegel im Norden Balis erkennen. Die gesamte Anlage liegt direkt am Meer an einem dunklen Vulkanfelsen und formt eine kleine schäumende Landspitze. Der Felsen unterhalb des Tempels weist ein natürliches Loch auf, woher auch sein buchstäblicher Name kommt. Der Weg vor zur Landspitze ist gesäumt mit den Altären und einer Reihe hässlich blickender Figuren aus der Mythologie. Die Altäre sind meist über ein paar Stufen zu erreichen. Ein schmuddeliger Priester führte mit einer Gläubigen gerade eine Zeremonie durch. Der Platz ist ein auch guter Ort, um schöne Sonnenuntergänge zu beobachten. Leider ist das Wasser an diesem Strand nicht sehr sauber.
Unappetitlicher Müllhaufen neben dem Tempel Pura Batu Bolong
Es war wieder Hotelwechsel angesagt. Beim Auszug aus meinem alten Resort gab es noch eine heftige Debatte wegen der Probleme mit dem Internet. Ich hatte genug von Lombok und genug von Indonesien. Es war mir einfach nur noch zuwider das Getue in diesem Land. Das neue Sunset Resort holte freundlicherweise mein Gepäck ab. Ich wollte mit dem Bike nachkommen, aber genau im Moment des Losfahrens begann es heftig zu schütten. So musste ich beim Bike-Verleih stehen bleiben und warten. Später beim Einchecken ins Hotel traf ich ein deutsches Mädchen und nach ein paar Erledigungen gingen wir zu einem Strandrestaurant. Es schüttete ohne Ende und an einen Ausflug war nicht zu denken.
Ganz hatte ich die Idee, auf Lombok doch noch einen schönen Strand mit passendem Resort zu finden, noch nicht aufgegeben. Daher startete ich mit meinem jungen Fahrer vom Bike-Verleih einen Ausflug mit dem Auto in den Süden nach
Kuta. Wir fuhren zunächst durch die Stadt Ampenan, wo es noch Häuser aus der Kolonialzeit gibt. Eine wirkliche Besonderheit waren sie allerdings nicht. Dann fuhren wir weiter in den Ort
Banyurnulek, wo eine Töpferei ihre Waren darbot. Diese Zwischenstationen gehörten zum Programm, obwohl ich sie nicht besonders liebte. Es wurde immer versucht, dem Besucher einen Kauf aufzuzwingen, was ich als unangenehm empfand. Reagierte man nicht entsprechend, bekam man das sofort zu spüren. Das war nicht sehr geschickt von den Verkäufern, und ich lehnte diese Vorgangsweise auch strikt ab.
Interessante "Raketenform" einer Moschee bei Gerung
An einer Kreuzung in der Nähe von
Gerung befinden sich ein Denkmal eines Ochsengespanns mit einem Bauern und eine architektonisch interessante Moschee in der Form einer Rakete. Zum Glück war ich dieses Mal mit dem Auto unterwegs, denn der Himmel wurde schon wieder schwarz. In
Sukarara besuchte ich eine Weberei. Das ganze Dorf war sehr schmutzig, doch zwischen dem Müll arbeiteten teils unglaublich schöne Frauen. Es war paradox! Wieder einmal ging mir nicht ein, wie man so leben konnte. Einzig der Schauraum war sauber. Der Verkäufer war nicht aufdringlich, aber enttäuscht als ich nichts kaufte. Am Rückweg fielen mir die schönen
Reisfelder neben der kleinen Landstraße auf. Als letzte Station vor den Stränden kamen wir am
Sasak-Dorf Sade vorbei, wo in engen Gässchen zwischen einfachen Stroh- und Bambushütten Schmuck und allerlei Ramsch verkauft wurde. Man wollte mir dafür einen Eintritt abverlangen, was ich sofort verneinte. Solche Stände gibt es tausende auf Lombok und sie sind alle gleich. Dafür konnte ich nicht wirklich Interesse aufbringen. Schließlich erwarb mein Fahrer nach einigem Feilschen eine Halskette zum Spottpreis.
Der wunderschöne Tanjung Aan Beach im Süden Lomboks
Damit war nun endlich der uninteressante Teil der Fahrt beendet, und wir steuerten den ersten Strand an. Über eine holprige schlechte Straße kamen wir zum östlich von Kuta liegenden
Tanjung Aan Beach mit sauberem Wasser und weißem Sand. Dieses Gebiet war bis auf ein paar Wellenreiter gänzlich unberührt. Die Anreise war auch entsprechend anstrengend. Aber so einsam konnte ein Strand nicht sein, dass nicht die allgegenwärtigen Verkäufer und Schlepper auftauchten. Ich kletterte auf einen grünbewachsenen Felsen, der die zwei Buchten trennte, und blickte in die schöne Landschaft. Hier könnte man sicher ein paar naturnahe Resorts herstellen, dachte ich mir. Der Platz war weit schöner als alle Strände in Senggigi zusammengenommen. Es war sehr heiß und regnete deutlich weniger als im Norden. Schöne Fischerboote lagen am Ufer. Wir fuhren die furchtbare Straße zurück, wo ich mir das einzig brauchbare Hotel anschauen wollte. Das Novotel-Resort Kuta liegt an einem schönen Strand mit kleinen begrünten Felskegeln am Rande. Allerdings konnte die Lage nicht mit dem Tanjung Aan Beach mithalten. Ich ließ mir ein paar Zimmer zeigen, man nannte mir die völlig überhöhten Fantasiepreise, doch letztendlich waren ohnehin alle Zimmer bis nach Silvester ausgebucht. Am Rande bekam ich mit, dass mit der Organisation auch nicht alles wirklich zur hundertprozentigen Zufriedenheit der Kunden klappte. Wir fuhren weiter.
Blick auf den Kuta Beach im Süden Lomboks
In Kuta, einem kleinen verstreut liegenden Dorf im Süden Lomboks, machten wir eine Essenspause in einem Restaurant. Der Strand lag vor uns, doch er bestand vielfach aus Schutt, da ehemalige Buden und Häuser, die den Meerblick verstellt hatten, abgerissen worden waren. Angeblich plant eine Entwicklungsgesellschaft aus Dubai an diesen Plätzen, Fünfsterne-Resorts mit Golfplätzen und neuen Straßen aus dem Boden zu stampfen. Doch es gab und gibt Widerstand aus der Bevölkerung, die auch nicht zimperlich vorgeht. Die Frage was besser wäre, ist schwierig zu beantworten. Entweder der Müll und Dreck der lokalen Bevölkerung oder die abgehobenen Hotels und Ansprüche der reichen Gäste, von deren Geld die Bewohner auch nur wenig sehen. Der Strand und die Bucht wären grundsätzlich attraktiv, doch das Projekt wirklich zu entwickeln, erschien mir als Herkules-Aufgabe. Ich musste feststellen, dass die Apathie und Einfachheit der Menschen in Kuta nicht gerade für sie gesprochen haben. Ich hätte dort nicht Urlaub machen wollen. Wenn man Geld verdienen will, dann gehört einfach mehr dazu, als es nur für miese Leistungen zu verlangen.
Fahrt vom Kuta Beach zum Selong Belanak Beach
Es machte mir nichts aus, diesen Ort wieder zu verlassen. Wir fuhren über eine Anhöhe, von wo aus sich eine tolle Aussicht über Kuta zeigte. Mein Fahrer wollte mir noch einen ganz besonderen Platz zeigen, der ursprünglich gar nicht vorgesehen gewesen wäre. Die Reise ging jetzt über Berg und Tal. Die Landschaft war sehr schön, der Straßenverlauf romantisch und immer wieder zeigten sich phantastische Ausblicke aufs Meer. Es war schon später Nachmittag, als wir den wirklich einmaligen und phantastischen
Selong Belanak Beach deutlich im Westen von Kuta gelegen erreichten. Dort gibt es ein einziges Resort mit ein paar wenigen Zimmern, das bis 9. Jänner ausgebucht war. Damit war das Thema Strandurlaub in Lombok endgültig für mich abgehakt. Wir spazierten den breiten hellen Strand entlang und ich traf ein paar Mädchen aus Frankreich und Deutschland, die aus Kuta an diesen schönen Platz gekommen waren. Mein Fahrer machte sie darauf aufmerksam, dass der Süden Lomboks wegen Diebstählen und kleineren Überfällen bei Dunkelheit gefährlich wäre. Die einsamen Straßen, die wir genommen hatten des Nachts mit dem Motorbike zu fahren, wäre auch nicht meine Sache gewesen. Auf jeden Fall waren sie gewarnt und brachen gleich auf. Nach einem letzten Blick auf die Hügeln und Kuppen an den Seiten dieses einmaligen eher geraden Strandabschnitts verabschiedete ich mich vom Süden der Insel, und wir begannen die lange Rückfahrt nach Senggigi. Es war bereits dunkel, die Straßen schlecht und zu allerletzt begann es dann, weiter im Norden extrem stark zu regnen.
Selong Belanak Beach - der für mich schönste Strand auf Lombok
Die ganze Nacht über hielt der Regen an. Nach einem ausgiebigen Frühstück blieb ich am nächsten Morgen vorerst im Resort und stellte meine Reiseberichte ins Netz. Mit meinem Bike-Verleih hielt ich oft Kontakt und lernte dadurch neue Leute kennen. Auch Ausflüge konnte ich dort sehr gut planen und buchen. Einem sehr hilfsbereiten bettelarmen Mitarbeiter schenkte ich eines meiner T-Shirts. Er verdiente umgerechnet vierzig Euro im Monat und musste in der winzigen Verkaufsbude mit einer Fläche von zwei mal drei Metern am Boden schlafen. Abends wurden alle Motorbikes noch in das „Büro“ gestellt, damit nichts passieren konnte. Zusätzlich schlief auch noch ein zweiter Mitarbeiter in diesem Loch. Ein Plumpsklo diente nicht nur als WC, sondern auch als Dusche und zum Zähneputzen. Das waren unvorstellbare Zustände, und dennoch war er froh, dass er diesen Job hatte. Am Abend lud ich ihn zum Essen ein. Für mich war es nicht der Rede wert und für ihn wären es ungefähr fünf Prozent seines monatlichen Einkommens gewesen. Wenn ich das nicht persönlich gesehen hätte, würde ich es gar nicht glauben können. Und dies alles geschah in einem Ort, wo viele Touristen anzutreffen waren. Es setzte wieder Regen ein, und ich verließ danach mein Zimmer nicht mehr.
Sendang Gile Wasserfall im Norden Lomboks
Das Wetter wurde nicht besser. Auch am nächsten Tag regnete es unaufhörlich und ich empfand meine Situation als trostlos. Dann begann ich, mich nach Flügen nach Australien zu erkundigen, was ich ursprünglich so rasch nicht vorgehabt hätte.
Für den 24. Dezember hatte ich mit dem Fahrer vom Bike-Verleih eine Fahrt zu den beiden Wasserfällen in
Senaru ganz im Norden Lomboks vereinbart, doch er kam nicht. Wieder schüttete es. Ich ließ drei Mal im Büro anrufen, wo man mir mitteilte, dass der Wagen eine Reifenpanne hatte und später kommen würde. Am späten Vormittag sagte der Fahrer die Fahrt wegen des Regens endgültig ab und schlug den Christtag als neuen Termin vor. Ich stimmte zu, verspürte allerdings in mir eine große Katastrophenstimmung. Weihnachten in Indonesien war buchstäblich ins Wasser gefallen.
Am Christtag musste ich leider wieder einmal Zimmer wechseln, blieb aber glücklicherweise auf der positiven Seite. Danach holte mich mein junger Fahrer zur Fahrt nach Senaru ab. Dieses Mal sollte es endlich klappen. Nach ein paar Kilometern kam er plötzlich auf die Idee, die junge hübsche Praktikantin aus dem Büro mitzunehmen, und wir fuhren nochmals zurück. Sie willigte ein, und bald waren wir zu Dritt in den äußersten Norden der Insel unterwegs. Die Reise verlief entlang einer beeindruckenden Bergkette im Osten und herrlich grünen Reisfeldern auf beiden Seiten der Straße. Ich sah auch eine Menge leerer Strände mit schwarzem Sand und zahlreiche Flüsse, die von den Bergen Richtung Meer strömten.
Unterwegs mit einer indonesischen Schönheit zum Tiu Kelep Wasserfall
Senaru liegt auf einer Anhöhe und bietet einen wunderbaren Ausblick sowohl auf die Meerseite als auch zum beeindruckenden Gipfel des
Rinjani-Vulkans. Ein freundlicher Führer wartete bereits auf uns, und auf einem malerischen Pfad begann die Wanderung zum ersten Wasserfall. Der Weg führte entlang eines Bewässerungskanals mit steinernem Bett durch leichten Dschungel zum
Sendang Gile Wasserfall. Nach einer etwa zwanzigminütigen Wanderung kamen wir zum Vorplatz des Spektakels, wo sich leider wieder viel zu viele Einheimische tummelten. Der nicht allzu mächtige Wasserfall stürzte von großer Höhe in zwei Kanälen in die Tiefe. Im Bett standen junge Leute und ließen sich von den Wassermassen massieren. Nach einigen Fotos stiegen wir die Stufen wieder hinauf und gelangten zu einer hohen schmalen ungesicherten Brücke über den Fluss. Die Landschaft wirkte naturbelassen, und ich fühlte mich pudelwohl. Neben uns floss nach wie vor der Wasserkanal ins Tal. Dann stießen wir direkt an den Fluss und durchwateten diesen über Felsen und Steine. Die Einheimischen kamen hier schnell voran, während ich ohne Schuhe über die Steine und rutschige Stellen so meine Schwierigkeiten hatte. Zwischendurch regnete es auch einmal zehn Minuten, was auf Lombok nicht fehlen durfte.
Der herrliche Tiu Kelep Wasserfall im Norden Lomboks
Nach weniger als einer Stunde Bergaufmarsch erreichten wir schließlich den noch spektakuläreren
Tiu Kelep Wasserfall. Dieser fiel in einem Hauptstrom und ein paar Seitenkanälen von großer Höhe mitten aus dem grünen Dschungel in ein riesiges Wasserbett, wo wir auch schwimmen gingen. Der Wind trieb uns das Sprühwasser entgegen, sodass das Fotografieren nicht einfach war. Es war zwar ein wenig kühl in dieser Höhe, doch das Abenteuer war es wert. Im Becken blies ein besonders heftiger Wind, der die Temperatur nochmals hinunterschraubte.
Nach einer halben Stunde Spielen und Plantschen wechselten wir die nasse Kleidung und traten den Rückweg an. Nun stand die Sonne schon viel tiefer und die Landschaft erhielt einen warmen Farbanstrich. Der Bewässerungskanal verschwand für ein paar hundert Meter unter einem Felsen, den wir im kniehohen Wasser gerade noch durchschreiten konnten. Bald gelangten wir zum Ausgang und eine tolle Wanderung ging zu Ende. Der Führer brachte uns zu einem Restaurant, wo ich meine Begleiter auf ein Essen einlud. Von der Terrasse aus hatten wir einen besonders schönen Blick aufs Meer und den Vulkan. Auf der Rückfahrt machten wir noch einen Abstecher in das Heimatdorf meines Fahrers. Die Verhältnisse waren extrem einfach, aber die Bewohner sehr freundlich. Die Kinder rannten mir nach, während ich nach einem Ausblick auf den Rinjani-Vulkan suchte. Im Abendlicht erschien die Gegend viel reizvoller und spannender als gewöhnlich. Als wir heimkamen, war es bereits finster und alle sehr müde.
Abendstimmung in den Reisfeldern am Rückweg von den Wasserfällen
Regelmäßig kamen auf der Insel die gleichen Aufgaben auf mich zu. Lombok war unverständlicherweise über Weihnachten fast voll ausgebucht, und ich hatte dadurch große Probleme am Hals. Mein Freund
Wendo vom Bike-Verleih unterstützte mich bei der Hotelsuche und wir fuhren von einem Haus zum nächsten. Entweder waren die Unterkünfte voll oder nicht akzeptabel, eine sehr unangenehme Situation. Ein Nachbar vom Büro empfahl mir die schönen Villas eines Schweden am Hügel über Senggigi. Ich fuhr hin und ließ mir eine davon zeigen. Die Lage war ausgezeichnet und die Ausstattung sehr gut. Mit dem Preis hätte ich leben können, doch es gab kein Internet. Der Eigentümer lud mich in seine Villa ein, wo ich nach seinen Aussagen hätte arbeiten können. Aber wider Erwarten kam keine Verbindung zustande. Das Internet ging nicht. Im sehr schönen Anwesen trat dann ein weiterer Mann in Erscheinung und rund um die beiden Europäer tanzten zwei leicht bekleidete Indonesier willfährig herum. Mir war alles klar und ich entfernte mich von diesem Areal. Damit wollte ich nichts zu tun haben. Später rief mich der Hausherr nochmals in meinem Hotel an, da das Internet angeblich in der Zwischenzeit funktionierte, doch ich ignorierte ihn. Nach vielen Stunden Suche und ein paar Wi-Fi Checks wurde ich schließlich fündig und buchte bis über das neue Jahr hinaus. Das neue Hotel lag nicht mehr als einhundert Meter entfernt neben dem bisherigen Resort.
Moschee in Lomboks Hauptstadt Mataram
Nach einem kurzen Strandspaziergang in der Abendsonne mit der Praktikantin und ihrer Freundin setzte ich mich nochmals auf mein Bike und fuhr ein Stück ins Hinterland von Senggigi. Viel zu entdecken gab es nicht. Auf einem Fußballplatz hatten sich ein paar Jugendliche zum Spielen versammelt. Das Schönste war die tiefstehende Sonne mit dem warmen Licht. Die vielen Palmen und anderen Bäume zeigten sich von einer ganz anderen Seite am Abend. In meinem Sunset Resort blickte ich dann in die untergehende Sonne am Wasser.
Es war die Zeit des Handelns gekommen. Indonesien würde das erste Land sein, das ich vor Ablauf meines Visums freiwillig verlassen würde. Nach dem Frühstück fuhr ich zur Reiseagentur, um mich nach Flügen nach Sydney in Australien zu erkundigen. Parallel dazu versuchte ich mich am E-Visum für Australien, was aber beim ersten Anlauf aus unerfindlichen Gründen nicht klappte. Ich ließ Zeit verstreichen und wartete. Beim zweiten Anlauf klappte alles wie am Schnürchen und zwei Stunden später hielt ich mein erteiltes Visum für drei Monate vom Hotel ausgedruckt in Händen. Das war ein voller Erfolg und motivierte mich.
Mayura Wasserpalast in Mataram
Für den Nachmittag hatte ich einen Ausflug geplant. Über Ampenan fuhr ich nach Mataram, Lomboks Hauptstadt, die im Grunde eine Zusammenballung verschiedener eigener Städte darstellt. Die verstopften Straßen reichen mehr als zehn Kilometer vom Westen in den Osten. Teilweise waren aber auch schöne breite Alleen zu sehen, was mich ein wenig überrascht hatte. Gleich bei der Einfahrt bemerkte ich nördlich der Hauptstraße eine riesige noch teilweise im Bau befindliche
Moschee mit fünf hohen Türmen und einer gewaltigen Kuppel. Die Türme waren in gelb-blau-braun Tönen gehalten und das gesamte Bauwerk war attraktiv anzusehen. Nicht weit davon entfernt liegt auf der anderen Straßenseite ein kleiner Park mit einem monumentalen Springbrunnen auf einem Sockel. Dieses Werk schien schon renovierungsbedürftig. Es gibt auch ein einige Hotels, zahlreiche Verwaltungsgebäude und die katholische Kirche St. Maria Immaculata, in die ich kurz hineinschaute. Ich fuhr weiter nach
Cakranegara, das auch noch zur Hauptstadt gehört.
Hindutempel Pura Meru in Mataram
Das erste eigentliche Ziel war aber der
Mayura Wasserpalast. Innerhalb einer kleinen Mauer parkte ich mein Motorbike, während mich schon der Kartenverkäufer geortet hatte. Die Anlage aus dem Jahr 1744 enthält auch die früheren königlichen Tempel, die sich in der Zwischenzeit zu einer Pilgerstätte für Lomboks Hindus am 24. Dezember entwickelt hat. Im Jahr 1894 fanden hier blutige Kämpfe zwischen den Holländern und den Balinesen statt. Das grundsätzlich schöne Areal hat sich leider zwischenzeitlich zu einem etwas heruntergekommenen öffentlichen Park mit einem verschmutzten künstlichen Teich entwickelt. Der Wasserpalast war nicht zugänglich und konnte nur von der Distanz betrachtet werden. Einige Gläubige brachten an den vielen Tempeln Opfer dar, und am Teichrand saßen Fischer.
Gegenüber dem Wasserpalast auf der anderen Straßenseite steht der größte und zweitwichtigste Hindutempel auf Lombok
Pura Meru. Er stammt aus dem Jahr 1720 und ist der hinduistischen Götterdreiheit Brahma, Vishnu und Shiva gewidmet. Im äußeren Hof sammeln sich zu speziellen Anlässen die Gläubigen. Im inneren Hof befinden sich 33 kleine Schreine und die drei hohen strohgedeckten vielstufigen Turmschreine aus Teakholz. Diese sind optisch sehr auffällig und ein Wahrzeichen der Insel. Der mittlere elfstufige Schrein ist das Haus von Shiva, der nördliche neunstufige gehört Vishnu und der südliche ebenfalls neunstufige Schrein ist Brahmas Stätte. Der Tempel repräsentiert auch die drei heiligen Berge Rinjani auf Lombok, Agung auf Bali und Bromo auf Java. Mir gefiel das Gelände mit den roten Ziegelsteinmauern, den Wiesen mit Blumen und Bäumen sehr gut, und ich konnte zufrieden nach Senggigi zurückfahren.
Hindutempel Pura Pemaksan in einem Dorf hinter dem Pusuk Pass
Ich hatte wieder einmal einen Hotelwechsel zu absolvieren. Das neue
Transit Hotel war zwar keine Luxusherberge, doch es bot über Silvester freie Zimmer zu fairen Preisen an, was nicht alltäglich war auf Lombok. Danach frönte ich den
indonesischen Life Style mit meinen Freunden vom Bike-Verleih, was so viel bedeutete wie sitzen, schauen und Nichts tun. Am späteren Nachmittag packte mich dann doch eine Prise Dynamik und ich fuhr nochmals zum Fährhafen Bangsal nach Norden. Dort checkte ich die Ticketverkaufsstelle und den Parkplatz für mein Motorbike, da ich vorhatte, bald einmal nach
Gili Trawangan überzusetzen. Ein lästiger unsympathischer Keiler bedrängte mich intensiv, bis ich ihn rüde abwies. Danach schimpfte er in aggressiver Manier.
Nach einem Tankstopp mit langer Warteschlange fuhr ich ins Landesinnere über den Monkey Forest und den Pusuk Pass. Die Route hatte mir das erste Mal gut gefallen und vielleicht gab es etwas Neues zu entdecken. Leider war es bewölkt und die Fernsicht schlecht, aber immerhin blieb es trocken. Ich bemerkte zwar ein paar schöne Reisfelder, doch in den Dörfern war es vielfach so schmutzig, dass mir die Lust auf mehr fast verging. Auf einer kleinen Nebenstraße, der ich gefolgt war, überraschte mich ein großer Gewerbebetrieb, der Bambusrohr verarbeitete.
Malerische Reisfelder am Rückweg von Pura Pemaksan nach Senggigi
Es war interessant zu sehen, was daraus alles gemacht werden konnte. Und dann stolperte ich noch über einen wunderschönen Hindutempel, wo in einer Freihalle ein Jugendorchester auf exotischen Instrumenten musizierte. Der Schallpegel war so hoch, dass die Beteiligten in meinen Augen Gehörschäden davon tragen mussten. Ich entfernte mich auf ein sicheres Maß. Die Tempelanlage
Pura Pemaksan besteht aus vielen Altären mit ein- und mehrstufigen kleinen Dächern. Sie ist von einer Mauer umgeben, die das Areal in mehrere Höfe unterteilt. Meine Ausfahrt hatte sich wahrlich gelohnt.
Den drei
Gili Inseln im Nordwesten Lomboks gelegen eilt ein großer Ruf voraus. Kaum ein Besucher Balis oder Lomboks kann an den bekannten Namen vorbei gehen. Ausgestattet mit ein wenig Vorauswissen aus meinem Reiseführer und Berichten von Reisenden, wollte auch ich erfahren, was es damit wirklich auf sich hat. Nach einigem Überlegen entschied ich mich für einen Tagesausflug nach Gili Trawangan, der größten und am weitesten vom Festland entferntesten Insel. Mit dem Bike fuhr ich zum Fährhafen nach Bangsal, parkte es in einer der Garagen und bestieg das kleine Fährboot. Das Wetter war prächtig, und bald befand ich mich mitten am Wasser zwischen Lombok und den drei Gilis.
Gili Air ist die dem Festland am nächsten liegende kleine Insel, in der Mitte liegt das liebliche
Gili Meno, die kleinste und ruhigste der drei, und dann folgt Trawangan, das den Ruf einer Partyinsel besitzt. Vom Wasser sah alles immer sehr schön und anziehend aus, doch es wäre nicht das erste Mal, wenn ich hier eine Enttäuschung erlebte. Das Wasser war während der Überfahrt nicht einwandfrei sauber, immer wieder trieben Müll- und Plastikteile an der Fähre vorbei. Ich war nicht begeistert. Am Eingang auf Trawangan erwartete mich ein heller schöner Sandstrand, der leider nicht ganz gepflegt aussah. Ein Boot ankerte neben dem Nächsten und eine große Menschenmenge war zu sehen. Die einen kamen an, die anderen fuhren ab. Ich watete an Land und kam gleich einmal auf die „Hauptstraße“, die parallel zum Ufer verläuft. Hier spielte es ich wahrlich ab, Menschenmassen wechselten sich mit Pferdegespannen ab, und überall gab es Hotels, Resorts, Spas, Restaurants und Verkäufer aller Art. Von einer ruhigen und entspannten Atmosphäre konnte keine Rede sein. Ich ging den Weg einfach weiter Richtung Norden. Das Wasser war tatsächlich leicht türkis gefärbt. Die Sonne brannte gnadenlos auf die Insel herab, und es war eine Frage der Zeit, bis ich Abkühlung brauchte. Etwa an der nördlichen Spitze traf ich auf zwei Mädchen aus Malta, mit denen ich schnell ins Gespräch kam. Wir ließen uns unter einem Sonnenschutz aus Palmenblättern nieder und gingen schwimmen.
Blick auf Lombok von der Fähre aus Gili Trawangan
Der Strand war mit Korallenresten übersäht und ein wenig unangenehm zu durchwaten. Draußen gab es eine heftige Strömung, die nicht ungefährlich schien. Wir unterhielten uns über Indonesien und tauschten Reiseerfahrungen aus. Die beiden wollten hin, wo ich herkam, nach Java. Sie luden mich sogar ein, ein Stück des Weges mit Ihnen zu reisen, doch dorthin wollte ich nicht zurück. Ich erzählte ihnen von meinen Erlebnissen.
Obwohl die Insel nur drei Kilometer lang und zwei Kilometer breit ist, kam ich nicht recht weit herum, da es einfach zu heiß war und die angebotenen Fahrräder eine Katastrophe waren. Ein Pferdegespann kam für mich nicht in Frage, und motorisierte Fahrzeuge gibt es keine auf den Gilis. Die armen Tiere mussten stundenlang in der Hitze auf und ab laufen, und dafür hatte ich wenig über. Trawangan ist die einzige der drei Gilis, die sich merkbar über das Meeresniveau erhebt. Im Süden gibt es auf einem Hügel einen Aussichtspunkt, den ich aber nicht ansteuerte. So unterhielt ich mich mit den beiden Europäerinnen und später gingen wir wieder in Richtung Fährhafen zurück. Während sie noch eine Nacht auf Trawangan blieben, setzte ich mit der Fähre wieder nach Lombok über. Die Fahrt selber gefiel mir gut, denn alles sah so romantisch aus. Trawangan selber war nicht so meines, es war mir zu hektisch, zu teuer und zu laut.
Vihara Avalokitesvara in Cakranegara
Auch hörte ich Stimmen, dass abends und des Nachts viel getrunken würde und Drogen im Spiel wären, was mich schon gar nicht reizte. Von den Inseln als große Tauchdestination bekam ich nur wenig mit, leider mehr vom Schmutz, der viel zu häufig an allen möglichen Stellen herumlag. Daher trennte ich mich leichten Herzens von diesem berühmten Platz und war sicher, nichts für mich Entscheidendes verpasst zu haben. Abends traf ich mich mit Wendo und wir gingen gemeinsam Essen.
Das Wetter war plötzlich stabiler geworden, und so konnte ich auch wieder mehr unternehmen. Leider war das Frühstück im Hotel eher bescheiden und mager, und daher bestellte ich immer für zwei Personen, da ich auch für zwei Personen zahlen hatte müssen. Das führte gelegentlich zu ein paar Diskussionen, doch es war mir egal. Ich setzte mich durch, und mit der Zeit gewöhnte sich das völlig ungelernte Personal an meine Vorgehensweise.
Vielarmiger Buddha in der Vihara Avalokitesvara
Nach dem Ausflug auf die Gili Insel stand wieder Festland am Programm. Ich besuchte den
Narmada Park in West Lombok. Am Weg stieß ich in Cakranegara völlig überraschend auf einen buddhistischen Tempel. Der
Vihara Avalokitesvara steht unauffällig neben der Hauptstraße und offenbart seine Reize erst, wenn man in das Innere des Geländes kommt. Eine Weile spazierte ich einsam umher, bis mich ein sehr freundlicher Mitarbeiter begrüßte und durch die Anlage begleitete. Es handelte sich um ein chinesisch geprägtes Kloster, und ich erinnerte mich mit Freuden an meine Tempelbesuche in Thailand. Zwischen den bunten Säulen hingen die typischen roten Lampions von den Decken. In der Gebetshalle saßen zentral vorne drei goldene Buddhas in verschieden Haltungen. Darüber hinaus gab es noch zahlreiche weitere schöne Figuren zu bewundern. Ich nahm mir bewusst Zeit und genoss die kleinen Kunstwerke. Dankend verabschiedete ich mich und setzte meine Reise fort. Es ging von einer Stadt in die nächste, viel Platz lag nicht dazwischen. Ein paar schöne Reisfelder, Obstverkäufer am Straßenrand und Staus, das war das normale Bild auch außerhalb der Siedlungen. Gelegentlich fiel mir eine größere Moschee auf, und in
Narmada warf ich einen Blick auf einen schmutzigen Bazar.
Eines der Portale in Pura Kelasa im Narmada Park in West Lombok
Gegenüber liegt der wundervolle Narmada Park und ich fragte mich, wie solche Gegensätze von sauber bis extrem schmutzig in unmittelbarer Nähe möglich seien. Das große Areal mit Gebäuden, Teichen, einem Pool und einem Tempel war gepflegt und verteilt sich auf mehrere Ebenen. Die Anlage wurde im Jahr 1727 von einem König erbaut und bot auch Platz für die königliche Familie. Anfangs fehlte mir der Überblick und erst als ich von einem der Gebäude auf den Teich und die daneben liegenden Terrassen hinunter blicken konnte, eröffnete sich mir das Gesamtbild des Parks. Hier sah ich das erste öffentliche Schwimmbad, das in den Park integriert ist, und aufgrund der großen Hitze war es auch stark besucht. Die Hauptattraktion ist neben den vielen Wasseranlagen jedoch
Pura Kelasa, der hinter einer schönen roten Ziegelmauer versteckte und nicht zugängliche Hindutempel. Der Park stellte für mich eine Oase der Ruhe und Entspannung dar, verglichen mit dem Trubel und Chaos außerhalb.
Nun hieß es, den Weg nach
Suranadi zu finden, wo ich den
Pura Suranadi besuchen wollte. Es ging viel einfacher als gedacht, da Steinportale am Straßenrand und Überkopfhinweistafeln auf das Heiligtum hinwiesen.
Pura Suranadi auf West Lombok
Die Landschaft entwickelte sich großartig und das Fahren mitten hindurch machte Spaß. Am Eingang musste ich einen Sari umbinden und eine „freiwillige“ Spende abgeben. Es lohnte sich allemal. Ich durchschritt ein schwarzes Tor über drei Stufen und gelangte in den schönen Garten mit den Altären. Die Hauptaltäre stehen auf einem hohen Stufensockel, wo leider unzählige Affen ihren Mist verbreiteten. Ein paar Gläubige brachten Opfer dar, wobei sie am Boden knieten. In einem glasklaren Brunnen schöpften Männer heiliges Wasser. Ich sah auch die üblichen Figuren solcher Tempel und kunstvolle balinesische Schnitzarbeiten.
Die Rückfahrt verlief durch malerische Reisfelder und Dörfer mit Moscheen sehr romantisch.
Für
Silvester hatte ich kein Programm. Nach dem eintönigen Frühstück begab ich mich auf mein Zimmer und prüfte die Lage. Noch war kein Flug gebucht, da alle Angebote bis zum 6. Jänner einfach zu teuer waren. Ich verlängerte mein Zimmer im Hotel um drei weitere Tage. Dann schrieb ich ein paar Emails und fuhr zum Büro des Bike-Verleihs. Es war irgendwie ein zweckloser Tag.
Während ich wieder zurück am Zimmer mit Schreibarbeiten beschäftigt war, startete langsam die Musik für den Silvesterabend. Gleichzeitig begann es, stark zu regnen. Eine kurze Regenpause nützte ich, um erneut ins Büro zu fahren, wo ich für den Abend eingeladen war. Da saßen die jungen Burschen um einen Tisch und tranken Alkohol. Das war mir ein wenig zu langweilig. Gleich daneben lag ein Massagesalon mit einigen hübschen Mädchen, die mich in ihre Runde einluden. Das klang schon besser. Sie tanzten ausgelassen und vergaßen ihre religiösen Beschränkungen. Daneben war eine Art Disco, die Musik und Tanzeinlagen bot. Langsam kam ich auch in Schwung und begann ebenfalls zu tanzen. Alles war sehr laut und schien unkoordiniert. Erneut setzte sehr starker Regen ein. Die mangelhaften Dächer hielten nicht wirklich dicht, sodass bald alles nass war. Manche Mädchen tanzten auf dem ekelhaft schmutzigen Boden auch bloßfüßig, andere rutschten aus und lagen am Boden, ein Wunder, dass sie sich nicht verletzten. Einige zeigten auch obszöne Gesten, doch da war rein gar nichts dahinter, eine bloße Show oder auch Wunschdenken. Um Mitternacht startete ein lautes Feuerwerk, und ich musste aufpassen, dass ich nicht die Knallkörper zwischen die Füße bekam. Leider kam es auf der Straße auch zu ein paar Handgreiflichkeiten, und Wendo vom Verleih hatte plötzlich eine blutige Lippe. Er war total betrunken und zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Regen hielt an und vermasselte die Party. Bald nach Mitternacht hatte ich von all dem Lärm, Schmutz und der Nässe genug und fuhr mit meinem Regengewand ins Hotel.
Sasak-Hochzeit in Ampenan
Am 1. Jänner 2014 hielt der Regen an. Beim Frühstück traf ich ein junges Paar aus Deutschland, das mir von einem mehrtägigen Ausflug auf den Rinjani-Vulkan erzählte. Sie sagten, dass die Guides zu viel Risiko nehmen und auch an ungeeigneten Stellen biwakiert hätten. Letztendlich musste der Ausflug wegen des schlechten Wetters abgebrochen werden. Ich war froh, dass ich mich auf dieses Abenteuer nicht eingelassen hatte.
Der 2. Jänner war der Tag meiner „Befreiung“. Endlich schaffte ich es mit Hilfe der Agentur in Senggigi, einen Flug zu akzeptablem Preis nach Sydney in Australien zu buchen. Ich wollte einfach so schnell wie möglich Lombok und Indonesien verlassen. Auch die Hotelbuchung für Sydney klappte über das Internet überraschend gut. Es gelang mir, ein Hotel im CBD (Central Business District) im Herzen Sydneys zu fairen Bedingungen für die ersten fünf Tage zu reservieren. Der Überblick auf die diversen Hotelpreise hatte mir allerdings aufgezeigt, dass die Uhren in Australien gänzlich anders ticken als in Asien. Das Preisniveau liegt auch klar über dem österreichischen.
Tempelanlage Pura Lingsar nordöstlich von Cakranegara
Der Tag begann mit Regen, wurde aber später besser. Ich fuhr auf der Suche nach einem Friseur Richtung Ampenan und blieb in einem Stau hängen. Eine
Sasak-Hochzeit mit Pomp und Glamour verursachte das Chaos. Die Hochzeitsgesellschaft mit der Braut an der Spitze blockierte eine ganze Straßenhälfte. Zwei Musiktruppen mit riesigen Lautsprechern und elektronisch verstärkten Instrumenten sorgten für eine Menge Lärm. Ich mischte mich unter die Zuschauer und beobachtete das Geschehen. Neben der Straße war es so schmutzig und nass, dass ich es wieder einmal nicht fassen konnte.
Mein Hotel nervte mich zusehends. Als ich um halb zehn Uhr morgens zum Frühstück kam, war niemand anwesend. Ich wandte mich an die Rezeption und urgierte. Der „Koch“ war in Senggigi unterwegs. Als er um 10 Uhr zurückkam, teilte mir man mit, dass die Frühstückszeit nun vorbei sei. Da platzte mir der Kragen und ich wurde einmal so richtig laut. Auf einmal klappte es dann in der miesen Bude. Nur noch vier Tage, war mein Gedanke.
Heiztürme aus Ziegelsteinen für die Tabaktrocknung bei Tetebatu
Am Morgen regnete es wieder. Als es später aufhörte, besuchte ich die Tempelanlage
Pura Lingsar nordöstlich von Cakranegara. Das große Areal ist die heiligste Stätte in Lombok. Sie wurde im Jahr 1714 erbaut und liegt inmitten einer schönen Landschaft mit Reisfeldern und den Bergen im Hintergrund. Die Anreise war einfach, da mir der Weg bereits bekannt war. Es gibt einen Tempel für balinesische Hindus und einen für den mystischen Islam-Ableger in Lombok, die Wektu Telu Religion. Das Gelände ist von Mauern umgeben und in mehrere Höfe unterteilt. An einem kleinen Teich konnte man rücklings Münzen werfen, um seine Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen. Pura Lingsar gefiel mir gut. Dazwischen lagen wie überall auf Lombok unansehnliche Müllansammlungen. Ein Gewitter rückte heran, und ich beeilte mich, nach Hause zu kommen. Das war schade, denn hier hätte ich in der schönen Landschaft noch mehr ansehen können.
Tetebatu ist ein Dorf im Mittelpunkt Lomboks gelegen und war mein letzter nennenswerter Ausflug vor meiner Abreise. Der langgestreckte Ort ist für seine schön angelegten Reisfelder zwischen Kanälen und kleinen Bächen bekannt. Auf dem fruchtbaren Boden der Umgebung wird auch Tabak angebaut, es gibt Obsthaine und Weiden für das Vieh. Im verbliebenen Dschungel sind eine Reihe schöner Wasserfälle zu finden.
Wasserlauf des Air Terjun Jukut Falls in Tetebatu
Das Klima ist auf rund vierhundert Meter Seehöhe an den Abhängen des Rinjani Vulkans angenehmer als an den Küstenstreifen. Mit einem neuen Fahrer, der seinen Sohn zu Schulungszwecken mitbrachte, machte ich mich am Vormittag auf den Weg. Alleine mit dem Motorbike wollte ich die Fahrt wegen des unsicheren Wetters und der schlechten Straßenkennzeichnung nicht wagen. Hier schauten alle Straßen gleich aus, man biegt ständig irgendwo ab und weiß im Grunde nicht, wo man gerade ist. Nach nicht ganz zwei Stunden Fahrt über schlechte Straßen kamen wir an. Bei der Einfahrt sah ich einige attraktive Reisfelder und viele Heiztürme aus Ziegelsteinen für die Tabaktrocknung. Bei einem kleinen Haus entlang der schmalen Straße in Tetebatu blieben wir inmitten der Reisfelder stehen, und ein Führer begrüßte mich.
Wenig später begann die Wanderung durch die üppigen Felder auf schmalen Trampelpfaden, wo links und rechts das Wasser stand. Wir trafen auf einfache Bauern, die mühsam ihrer Arbeit nachgingen. Mein Führer war laut eigener Angabe 35 Jahre alt, hatte aber ein Aussehen, als wäre er älter als fünfzig Jahre. Dauernd spuckte er vor sich hin, doch sein Englisch war annehmbar. Er erklärte mir verschiedene Reissorten, zeigte mir Chili-Plantagen, wir überquerten einige kleinere Bäche und kreuzten schmutzige Siedlungen.
Air Terjun Jukut Wasserfall in Tetebatu
Es gab auch ein Kanalsystem zur Bewässerung und das Landschaftsbild war malerisch. Die Wege führten stetig leicht bergauf, wir näherten uns dem Wald, während die Berghänge in dunklen Regenwolken versanken. Noch hielt das Wetter. Ich brauchte Wasser. Ein kleiner Laden inmitten von nirgendwo bot mir eine Flasche zu einem überhöhtem Preis an. Soweit konnte man auf dieser Insel von einer Zivilisation nicht entfernt sein, als dass die Menschen ein solches Verhalten nicht kennen würden. Ich zahlte nur den ortsüblichen Preis. Ein Einheimischer meinte, man hätte mich betrügen wollen.
Wir näherten uns dem Wasserfall, den ich unbedingt auch sehen wollte. Es begann, ein wenig zu tröpfeln. Nach einem kurzen Abstieg auf feuchtem Boden zwischen Bambuswäldern erreichten wir den sehenswerten doppelten Wasserfall
Air Terjun Jukut. Er stürzte von nicht allzu großer Höhe in zwei verschiedene Becken. Die Einheimischen glauben, dass ein Bad in diesem Wasser das Haarwachstum fördere. Mein Guide zog sich plötzlich aus und stellte sich unter die natürliche ziemlich frische Wasserbrause. Ich plantschte auch eine Weile herum, bevor wir den Rückweg antraten. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden Wanderung nahm mich mein Fahrer wieder auf. Ein wildgewordenes Pferd war durchgegangen und verunsicherte die Straßenteilnehmer in Tetebatu. Kaum unterwegs brach auch schon wieder heftiger Regen aus.
Ein letztes Mal verlängerte ich meinen Aufenthalt in Senggigi um zwei weitere Tage bis 7. Jänner. Beim Frühstück hatte ich erneut Diskussionen wegen der zwei Portionen, traf aber ein sehr offenes Ehepaar aus Jakarta, mit dem ich über die Situation in Indonesien sprechen konnte. Ich wunderte mich, dass die beiden so offenherzig über die Zustände in ihrem Land sprechen wollten. Wie sich bald herausstellte, waren sie Christen, was die Gesprächsbasis auf ein anderes Niveau anhob. Religionen welcher Art auch immer bedeuten mir nichts, aber diese Menschen waren einfach viel lockerer als die meisten Muslime hier.
Ich erledigte am Zimmer meine anstehenden Büroarbeiten und unternahm am späten Nachmittag eine kurze Ausfahrt in Senggigi. Zunächst hielt ich mich einen Sprung auf einem überdachten Treffpunkt neben der Straße in einer scharfen Kurve mit tollem Blick aufs Meer und den Hindutempel Pura Batu Bolong auf. Dort bedrängte man mich, worauf ich zunehmend aggressiver reagierte. Ich hatte es einfach satt, egal wo ich hinkam, wegen irgendwelcher uninteressanter Dinge angegangen zu werden. Bald machte ich mich davon und fuhr auf eine Anhöhe, von wo aus ich einen guten Blick auf Teile Senggigis werfen konnte. Von dieser Entfernung wirkte das Bild sanft und malerisch. Der Weg verengte sich und wurde zu steil. Ich kehrte um und ging Abend essen. Es hatte sich für mich wieder einmal gezeigt, dass es unmöglich schien, mit Einheimischen Freundschaft zu schließen.
Abschied von Wendo in Senggigi
Letzter Tag vor der Abreise! Es war wie ein Hohn, aber das Wetter entwickelte sich plötzlich wieder prächtig. Dennoch wollte ich nichts Besonderes mehr unternehmen und bereitete meinen Abflug auf allen Ebenen vor. Ich fuhr zum Bike-Verleih, blieb ein wenig und verabschiedete mich von Wendo, der nach Hause in sein Heimatdorf fuhr. Die Touristenscharen waren weniger geworden und viele Bikes waren zurückgekommen. Damit hatte sich endlich auch der unsympathische Weihnachts- und Neujahrswahnsinn beruhigt. Am Abend wollte ich mein treues Motorbike zurückbringen, doch das Büro war schon voll mit all den anderen Bikes, sodass man mich bat, es am nächsten Morgen vor meinem Abflug zu retournieren, was mich nicht sonderlich begeisterte.
Zusammengefasst war ich froh, Indonesien besucht zu haben, doch es blieb das einzige Land, welches ich noch deutlich vor Ablauf meines Visums wieder verlassen hatte. Ich erlebte einige tolle Highlights, doch insgesamt gestaltete sich mein Aufenthalt schwierig und schwer umsetzbar. Alles begann im unvorstellbaren Hexenkessel Jakartas, einer Stadt, die auf Dauer lebensfeindlich auf mich wirkte. Das unannehmbare
Verkehrschaos setzte sich während meiner Reise durch Java fort. Es machte nur wenig Spaß, auf ständig verstopften schlechten Straßen unterwegs zu sein und überall den nie enden wollenden Lärm der Straße zu hören. Ein
Umweltbewusstsein welcher Art auch immer war nicht vorhanden, und bis auf wenige Ausnahmen war es fast überall sehr schmutzig.
Mangelndes Umweltbewusstsein allerortens
Die meisten Menschen schienen mir eher arm bis nahezu mittellos zu sein, doch es dürfte eine sehr reiche Oberschicht geben. In der Folge laufen die Leute mit allen Mitteln dem Geld hinterher und bedrängen die Touristen und Gäste ihres Landes. Es fehlen
Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis. Die Wünsche der Gäste werden oft einfach ignoriert. Kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, kann der Indonesier sehr rasch ziemlich unangenehm werden. Kleinigkeiten können dann zur Eskalation mit Drohungen führen. Durch die unvorstellbare Masse von Menschen auf engstem Raum kommt es immer wieder zu Engpässen bei bestimmten Dienstleistungen und die Preise erscheinen phantasiehaft. Sucht man aber umgekehrt etwas Bestimmtes, ist es mitunter nicht vorhanden, auch wenn man bereit wäre, einen entsprechenden Preis dafür zu bezahlen. Das
Internet war ein Desaster, aber wenigstens in fast allen Hotels und Resorts inkludiert. Vielfach funktionierte es jedoch nicht, und ich wurde im Vorfeld knallhart angelogen.
Ein System wie dieses mit all den Beschränkungen und einer immensen Ignoranz hat für mich wenig Zukunft. Ich konnte keine Konzepte oder Ansätze von nachhaltigen Verbesserungen erkennen. Da muss es vermutlich einmal wirklich krachen, dass eine Veränderung eingeläutet wird.